Es gibt Menschen, die glauben, die Weisheit mit Löffeln oder gar Kellen gefressen zu haben.
Ist nix Neues, unspektakulär überdies, ich weiss. Blöd dabei dünkt mich nur die Tatsache, dass besagte Person aussergewöhnlich hübsch, jung und gelenkig war, was in Demian den vorübergehenden Wunsch erweckte, sie beschlafen zu wollen.
Warum es nicht dazu kam, sei hier kurz beschrieben, damit man dem Demian nichts Böses nachsagen kann.
Hippie-Markt auf Ibiza, Demian schlängelt sich mitsamt weiblicher Begleitung, welche beratend beim Geschenkekauf für die Nichte assistieren soll, durch die mit allerhand Firlefanz und Tand vollgestopften Gässchen.
Ihm ist unwohl. Er mag keine Märkte, keine Hippies und auch keinen Geschenkekauf. Schuhe sollen's sein, hat Demian beschlossen. Noch mag er die weibliche Begleitung, was sich im Verlauf jenes denkwürdigen Tages jedoch ändern soll, vornehmlich, weil die Dame ihn nach Abschluss desselben nicht mehr mögen wird, wovon sie aber noch nichts ahnt, als man eine ansich recht harmlose Diskussion über den Ursprung des in die engere Wahl genommenen Schuhwerks beginnt.
Man sähe doch ganz eindeutig am verwandten Material,dass es sich hierbei um ein Original menorkinisches Produkt handele, beginnt Demian zu dozieren , sich der Tatsache bewusst, nicht den geringsten Schimmer zu haben. Einfach so, mehr der Unterhaltung als solcher willen, war's gedacht, nie wäre ihm in den Sinn gekommen, daraus eine Kontroverse zu entwickeln.
Madame Oberschlau jedoch hält ihm einen mehrere Zigaretten dauernden Vortrag, der nicht nur die Geschichte des Schuhs im Allgemeinen, Besonderheiten bei der Herstellung von Latschen, Origin und Verbreitung, frühgeschichtliche Trends in der Schuhdesigner-Branche, kurz : alles, was der Mensch als solcher und Demian im Besonderen noch nie wissen oder gleich wieder vergessen wollte, findet Erwähnung. Dann folgt ein verhängnisvoller Fehler.
Prof. Dr. Zapatera ist wohl nicht so recht von ihren eigenen Ausführungen überzeugt und fragt in die Runde, ob sie denn nicht recht mit dem eben Gesagten hätte, worauf ein Rudel zotteliger, bekiffter, in Teppiche gewandeter Gremlins heftigst die verfilzten Köpfe zustimmend bewegt und aus roten Augen verächtlich auf Demian schaut, der sich aber relativ wenig anmerken lässt, den Kauf tätigt, um sich daheim schnellstmöglich der Desinfektion zu widmen.
Abends liegt man dann am Strand, schaut den Wellen beim Plätschern und den Fischern beim Gameboy-Spielen zu, als Prof. Dr. plötzlich fragt, wie denn das kleine Eiland, welches dort in etwa 200 Meter Entfernung vor der Küste liegt, hiesse.
Das, hebt Demian, den Moment der Rache gekommend sehend, an, sei Formentera, jene beliebte und ruhige Insel, auf der man sich so gerne vom Stress erhole, Seele und Füsslein der See zur Entspannung baumelnderweise übergebe und überhaupt alles viel schöner sei. Da könne man ja morgen mal hinschwimmen, schlägt er denn auch noch vor, um seinen Worten Taten nicht ungefolgt zu lassen.
Dann verschwindet er zur Arbeit, in sich hineinkichernd, wissend, das Weiblein an der Stupsnase herumgeführt zu haben, weil ja jeder weiss, dass erstens jenes unbewohnte und grad mal 400 m2 messende Inselchen nicht Formentera sein kann, zweitens jedoch das weibliche Geschlecht das Schnütschen selten halten kann und sogleich im Freundes- und Kollegenkreis den morgigen Tagesplan rausposaunen wird.
Etwa 2 Stunden später taucht sie bei Demian an der Rezeption auf, bewirft ihn fluchend wie ein Rohrspatz mit Tintenfischen, Seesternen, Quallen und sonstigem Meeresgetier und behauptet dabei immer wieder, sich noch nie so gedemütigt, veräppelt und als blöd hingestellt vorgekommen zu sein wie im Kreise der kleinen Festivität, die am Strand gerade stattgefunden und in deren Verlauf sie vom geplanten Schwimmausflug erzählt hätte.
Das wärs dann wohl. Den Beginn einer wunderbaren Freundschaft, grad noch von Demian fragend hinterhergerufen, schloss sie auch kategorisch aus.
Schade.