Es war einmal vor noch gar nicht allzu langer Zeit,da begab sich Folgendes :
In einem tiefen dunklen Wald lebten ganz viele Hörnchen -Erdhörnchen,Streifenhörnchen und auch Eichhörnchen- und die sangen alle ganz viel.
Wie sich eines Tages Hörnchen
Resi mal wieder im Wald tummelte,hörte es ein befremdliches Lied aus einer Ecke des Waldes.Bekümmert zog Resi weiter.Unterwegs naschte es ein wenig von den Früchten des Portugiesen-Baumes und wurde ganz traurig.
Warum fragte es sich,singen alle,was bewegt sie dazu,ihre Lieder in die Welt hinauszuträllern oder -schmettern?
Weil Resi aber keine Antwort darauf fand,zog es sein Taschenmesser und ritzte seine Frage in die Schale einer Nuss und liess sie einen Abhang hinunterrollen.Auf dem Weg nahmen gar viele die Nuss auf,lasen und riefen zu Resi auf den Berg,warum sie denn sängen.
Und siehe da: so viele Motive hatten sie,so viele Gründe konnten sie nennen,dass es einem gar warm ums Herz wurde.Jedes Hörnchen,das die Nuss gefunden und aufgehoben hatte,liess Resi wissen,warum es denn sang,nur eines nicht,das Erdhörnchen
Dolly .Das liess sich Zeit,ging erstmal durch den eigenen,dann auch noch durch fremde Wälder,lauschte hier wie dort und schaute sich die Bäume,in denen die anderen Hörnchen lebten,genau an - da gab es welche,die ihren Baum,in dem sie lebten und sangen,gar wunderlich schmückten,das zog viele Zuhörer an.Einige wurden gesehn,wie sie Zettel in anderen Wäldern an die Bäume hefteten,um bekannt zu geben,wo sie denn ihr Liedlein vollführen.Wieder andere sangen nicht,sie brüllten,trafen keinen Ton,was ihnen gleich zu sein schien,Hauptsache,man hörte ihnen zu.
Viele sangen den Blues,weil sie nicht so gross waren,wie die anderen Hörnchen,ihr Fell nicht so glänzte oder sie beim Nüssesammeln nicht mitmachen durften,nicht wenige stotterten auch,wenn sie redeten,was keiner hören mochte;beim Singen jedoch merkte man nichts davon.
Wieder andere konnten überhaupt nicht singen,aber putzten ihr Fell so lang,bis jemand hinsah.
Und dann waren da ja auch noch die,die gerne in der grossen,weiten Welt singen wollten,auf der grossen Bühne,um nicht mehr Nüsse sammeln zu müssen,jedoch nicht wussten,dass sie dafür einfach nicht geschaffen waren.
Nicht wenige sangen auch gar nicht ihre eigenen Lieder.
Man traf sich auch zum Singen da und dort,lobte und tadelte das Gesungene.
Ja,bunt und laut wars in den Wäldern,leise Töne mitunter auch zu vernehmen,aber man musste schon lange suchen,um die schönen Töne zu finden.Das war schade,schade um die viele Zeit,die auch anders genutzt werden konnte,wohl wahr.
Dolly dachte noch einen Augenblick nach,bevor es zu Resi auf den Berg stieg,um ihm zu sagen,weshalb es denn singt,weil das ja,wie Dolly fand,ehrlich sein soll.
Also setze es sich in seinen Baum,ass ein paar von den Früchten des Danielbaumes und schrieb die Antwort auf:
Ich singe,weil es mir Spass macht,zu singen.Hier im Wald kann ich das tun,was ich am liebsten mache: kleine lustige Lieder anstimmen,die,wenn sie gehört werden,das ein oder andere Hörnchen aufheitern mögen.Weil ich natürlich auch ein wenig eitel bin,freue ich mich ja auch, wenn's gefällt,mein Liedgut.
Tagsüber muss ich andere Lieder singen,da kann ich nicht immer so trällern,wie ich will,aber zwischendurch lass ich schon mal so ein kleines vergnügliches Liedlein heraus.Auch freut's mich,wenn sich die Zuhörer äussern zu meinen Sangeskünsten,so wie ich mich auch zu ihren äussere.
Und als Dolly dies zu Ende geschrieben hatte,knackte es die Nuss.
Doch welch Überraschung - darin war nur ein Zettelchen,auf dem stand:
Und warum singst du?
Das gab es weiter an das Hörnchen in der
Rotbuche.
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